Gedanken nach einer Trauerfeier

„Einige werden es wissen, seit drei Jahren arbeite ich für die Humanistische Gemeinschaft Hessen als Landessprecherin. Eine meiner vielfältigen Aufgaben ist die Gestaltung von persönlichen Trauerfeiern. Dazu gehört zunächst ein Gespräch mit den Angehörigen damit ich durch sie den oder die Verstorbenen   kennenlerne, denn oft weiß ich außer dem Namen wenig über die Person. Schon dieses Gespräch ist oft sehr intensiv. Viele Emotionen liegen in der Luft. Das reicht von Trauer und Verzweiflung über Wut und Zorn bis hin zu Angst, wie es weiter gehen soll. Aber oftmals kommen in den Gesprächen auch schöne Erinnerungen zur Sprache. Und oft lachen wir dann auch gemeinsam über die ein oder andere Anekdote, die erzählt wird.

Wenn dann auf dem Friedhof oder im Friedwald die Trauerfeier stattfindet, halte ich die Rede, die ich zuvor aus den gegebenen Informationen und Daten und aus einleitenden Worten wie einem Gedicht oder auch einem Zitat einer Persönlichkeit, die mir passend erscheinen, zusammen stelle. Auch die gemeinsam ausgesuchte Musik spielt in der Feier eine wichtige Rolle.

Gestern habe ich in einem Friedwald eine Trauerfeier für einen alten Herrn abgehalten. Schon das Gespräch mit den Angehörigen, seinen Kindern, war ein sehr intensives und emotionales Gespräch. Ich hatte das Gefühl, den alten Herrn durch sie gut zu kennen.

Während der Rede liefen bei vielen Tränen die Wangen hinunter. Das erscheint uns normal. Es ist ja ein Abschied für immer. Was aber diese Trauerfeier so besonders machte war das herzliche und laute Lachen, das zwischendurch immer wieder ertönte. Pietätlos, unangemessen? Nein, ganz und gar nicht! Vielmehr übernahmen die schönen Erinnerungen das Geschehen. Die Kinder des Verstorbenen haben sich an Erlebnisse mit ihrem Vater erinnert, die Enkel und Urenkel an die Späße, die der Opa mit ihnen gemacht hat und sie mussten genauso lachen, wie sie vor einiger Zeit gemeinsam mit dem Opa gelacht hatten. Die alten Freunde lachten als ich Episoden aus den jungen Jahren schilderte. Auf dem doch langen Weg zum Grab im Wald erzählten sich die Enkel und Urenkel weitere Geschichten vom Opa und wieder wurde gelacht.

Wie schön, dass die guten, die schönen Erinnerungen überwogen. Wie schön, dass hier ein langes Leben, dass nun zu Ende gegangen ist, gefeiert wurde. Mit Weinen UND Lachen, mit Musik von Bach über Tango bis Cafèhausmusik. Diese Trauerfeier war wie das Leben des alten Herrns, bunt, vielfältig und voller Leben. Ich bin froh, Teil davon gewesen zu sein.“

Christiane Friedrich

 

Bäume
HuGH | Humanistische Gemeinschaft Hessen