Liebe Mitglieder, liebe Leser*innen,
in den letzten Jahren haben sich die politischen Landschaften hier bei uns, aber auch international dramatisch verändert und mit ihnen sind auch Ängste und Bedenken zurückgekehrt, die wir insbesondere hier, lange irgendwie überwunden geglaubt haben. Nie wieder Krieg! Doch der Aufstieg rechter Politik und nationalistischer Ideologien löst wieder vermehrt Unsicherheit und Unbehagen aus. Viele machen sich ernsthafte Sorgen um die Zukunft unseres Landes, Europas, im Grunde aller Gesellschaften, verteilt über den Globus.
Als noch junger Mensch Mitte 30 dachte ich, hoffte ich, niemals Krieg in Europa erleben zu müssen. Vor nun relativ genau zwei Jahren wurde ich eines Besseren belehrt. Auf diese Erkenntnis hätte ich gerne verzichtet. Umso mehr fühle ich mich verpflichtet, Warnzeichen zu erkennen und mich gegen diejenigen zu stellen, die versuchen, unsere Demokratie zu bekämpfen und unsere Grundwerte zu untergraben. Rechte Politik, die auf Hass, Hetze, Fakenews, Spaltung, Diskriminierung und Angstmacherei basiert, ist nicht nur eine Bedrohung für diejenigen, die direkt betroffen sind, sondern für uns alle. Unabhängig von unserer Herkunft oder politischen Überzeugung.
Zwar gibt es lange schon immer wieder Gegendemonstrationen bei AfD- und ähnlich gelagerter Veranstaltungen, doch was in den letzten Wochen passiert, hat eine neue Dimension. Menschenmassen strömen zu Millionen auf die Straße und demonstrieren gegen den Rechtspopulismus. Nach Zahlen von volksverpetzer.de waren es mit Stand vom 8. Februar bereits rund 3,3 Millionen Menschen bundesweit. Wow – DANKE, beeindruckend. Diese Entwicklung und die Bereitschaft „der Vernunft“ sich endlich auch in dieser Größenordnung zu positionieren macht Hoffnung. Nicht nur die Demos in Großstädten mit Teilnehmenden im fünf- oder sechsstelligen Bereich, sondern insbesondere auch die Kleineren: Demos auf dem Land und in Ortschaften, bei denen alles gleich viel weniger anonym ist.
Ausgelöst hat all das bekanntlich das „Geheimtreffen“ in Potsdam mit politischer Beteiligung aus den Reihen der AfD und CDU. So verwerflich jedes inhaltlich bekannt gewordene Detail zu diesem Treffen ist, so war es wohl aber der nötige Tropfen, der das Fass nun zum Überlaufen brachte und das Land endlich mobilisiert, zahlreich für Vernunft, Menschlichkeit und Demokratie auf die Straße zu gehen. Die Lüge von AfD, Querdenkern und Co, „das Volk“ zu sein, zerplatzt auf einen Schlag.
Und so rufe ich, auch im Namen des Präsidiums, alle Humanist*innen auf, sich – so noch nicht geschehen -anzuschließen und auch weiterhin demonstrieren zu gehen. Auf das die aktuellen Proteste nicht nur eine kurze „Eintragsfliege“ waren. Raus auf die Straßen für eine menschliche und sichere Zukunft in einer stabilen Demokratie! Aktuelle Termine finden Sie z. B. immer auch auf www.dib.de (Demokratie in Bewegung).
Nicht zu vergessen ist aber auch eine klare Haltung im Alltag: Rassistische Parolen und rechte Aussagen dürfen nicht unkommentiert stehen gelassen und dadurch normalisiert werden. Nicht im Freundes-, nicht im Familienkreis und auch nirgends sonst, wo sie uns begegnen. Nie wieder ist jetzt – nie wieder ist überall!
Timo Saueressig
Präsident
